Haus des Geldes: Netflix-Schatz oder kann dir das gestohlen bleiben?

November 17, 2019

Die Tage werden kürzer, die Netflix-Nächte länger. Aber womit verschwendet man seine Freizeit am schönsten? Haus des Geldes scheint DAS neue Ding im Netflix-Universum zu sein. Wir haben uns mal ein paar Tage eingeschlossen und gecheckt, ob Haus des Geldes Gold wert ist oder ob du dir das sparen kannst.


Die Story: Ist weniger wirklich mehr?

Ein Überfall auf eine Banknotendruckerei – das ist die Handlung der ersten beiden Staffeln. Nicht mehr und nicht weniger. 2 Milliarden Euro könnte man erbeuten, wenn alles nach Plan läuft. Den Plan hat „der Professor“ geschmiedet und führt sein Team aus sicherem Abstand durch den Überfall. Gegenspielerin des Professors ist die Kommissarin Raquel – die in ihrem Leben eigentlich ganz andere Probleme hat, als sich mehrere Tage lang mit einer Geiselnahme zu beschäftigen.

Die für den Raub ausgewählten Teammitglieder, die in den mittlerweile ikonischen Dali-Masken und roten Overalls die Kontrolle über die Banknotendruckerei übernehmen, sind – wie es die Serienwelt will – unterschiedlich motiviert, charakterlich völlig verschieden und mehr oder weniger vertrauenswürdig. Damit hätten wir schon mal die Garantie, dass ein harmonisches Miteinander ausgeschlossen ist.

Was aber nicht bedeutet, dass man auf Love-Stories innerhalb der Geiselnahme verzichtet. Im Gegenteil. Vom Stockholm-Syndrom mal abgesehen ergeben sich im – und außerhalb vom – Haus des Geldes so einige Beziehungsgeschichten. Status: Es ist kompliziert.


Die Charaktere: Von Denver bis Nairobi

Wer aufgrund der Handlung gerade an Oceans 11 denken muss, hat automatisch Brad Pitt und Gorge Clooney vor Augen. Haus des Geldes verzichtet erfrischender Weise auf Schauspieler, an denen man sich seit Jahren sattgesehen hat. Sorry George.

Die Schauspieler der spanischen Produktion sind international bisher weitestgehend unbekannt. Das hat den großen Vorteil, dass man sie nicht sofort mit anderen Rollen verbindet. Die schauspielerische Leistung ist nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Die Charaktere passen recht gut zu den ausgewählten Darstellern. Über die einzelnen Charaktere selbst erfährt man im fortlaufenden Handlungsstrang mehr – und gerade die Hintergrundgeschichten sind es ja, die den Charakteren einer Serie eine gewisse Tiefe geben und sie interessant halten.

Die Hauptfiguren, die unter den Decknamen Tokio, Nairobi, Berlin, Helsinki, Denver, Oslo usw. für den Überfall zuständig sind, präsentieren eine bunte Mischung aus Gangstern, Gaunern und Genies. Wer mit wem – wer gegen wen – und warum eigentlich? Ein interessanter Character-Mix.


Suchtgefahr, Spaßfaktor, schlechtes Spanisch?

Wie bei den Gangstern der Serie liegen auch beim Zuschauer die Nerven stellenweise blank, wenn die Cliffhanger der einzelnen Folgen schon neugierig auf die Fortsetzung machen. Hat man sich einmal auf die Story eingelassen, ist man drin und bleibt es auch – wie die Geiseln in der Banknotendruckerei. Funktioniert ganz gut.

Einen Lieblings-Character findet jeder irgendwie und natürlich bietet die Serie auch genug Unsympathen, um die Emotionen der Zuschauer gezielt zu steuern. Auch allzu tiefgründige Entwicklungen gibt es hier vorerst nicht, was aber nicht bedeutet, dass es der Story an Überraschungen mangelt.

Die Reste Schul-Spanisch, die man noch so im Kopf hat, reichen leider nicht aus, um die Serie im Original genießen zu können. So muss man sich dann zwischen der englischen oder deutschen Übersetzung entscheiden. Geht aber.

 

Fazit:

Haus des Geldes ist eine Empfehlung für alle, die auf Netflix Action suchen. Die Story ist nicht sonderlich originell, die Nebenstränge und Konflikte unter den Charakteren sorgen aber dafür, dass immer was los ist.  Allerdings sollte man bei Haus des Geldes keinen Bryan Cranston oder Aaron Paul erwarten, die Walter White und Jesse Pinkman in Breaking Bad mit ihrem Charisma und schauspielerischen Leistungen zu Kult-Status verholfen haben. Kultfaktor ist gegeben, aber auf einem etwas niedrigeren Level.

Wer also in der anstehenden Adventszeit Lust auf Action hat, wird hier gut bedient. In diesem Sinne: Bella ciao!

VERFASSER

India Schöller
Pascal Schröder